26.11.14

Toma, guapo! Insights from the Mediterranean Market Model


Midweek. Time to talk some serious business. In a circle of 150 meters around my office, you can find three coffee bars. Since university campus is much bigger, I am sure there are even more bars to discover in the next months. Remember: In Essen, unless you count some Tschibo automats, no facility of that kind can be found. Closest there is Subway, where much more interesting than taking coffee is the weekly changing migrations population serving.

However, coffee bars here seem to be inherent part of every dining spot, serving whatever espresso lovers like: capuccino, lungo, cortado, bombón, con hielo – not talking about the beer tap which also forms part of the equipment and is quite popular from 10 in the morning onwards. Since privatization of public services became mayor concern of the right wing government of Catalunya, every bar has its own entrepreneur and therefor complete different coice of products. It took me the first weeks to get a grip on basic differences.

The one on the way (communication sciences) is the biggest one. Great place, but worst coffee and prices are high. You get it served by either an almost deaf pensioner (of who I am always afraid that he spills everything) or a grumpy youngster who tries to impress with coolness (of whom I am afraid that he spills everything). The middle one (political sciences), squeezed in on of the dark corners of the buidling has the most friendly staff. It does not matter which time of the day and how long the line, a bunch of middle-aged ladies always serve you with great mood and compliments. “Princes, what you´d like?” “Gorgeous, what can I do for you today?”. The one most far away (psychology and philosophy) is always crowded, has best prices (capuccino & croissant 1,50€) and best quality.

So where do I stay with? Of course I am deciding for the familiarist regime. Okay, there is no breakfast offer and drinks are some 5-10 cents more expensive but who has to compete while giving the sensation of security of strong bounds and home-like atmosphere?



14.11.14

The day after


Chats after 9-N (how they called the vote on independence of Catalonia here) almost all started with: “Thank god it´s over! Now, I hope we can start on other issues again.” To immediately afterwards get into a heated discussion why and who of the friends went to vote and what should be the possible consequences of the poll. Finally, some 2,3 millions went to ballot, 80% of them voting for complete independence. Could it be considered a success? The number corresponds to some 37% of eligible voters and around half of the people who usually take part in elections. So both blocs have reasons to consider the “participative process” a success and dicussions continue.

While I, accompanying a colleague, together with thousands of Catalans was waiting almost an hour in line to vote in crowded locations, I had time to develop some Catalan feelings. To vote against the wish of the central government and to feel the strength of people thinking the same about possible independence or at least more autonomy, creates symbols of collective memory and therefor can already be seen as a success for the independent movement. Process wont stop.

What happened since? Rajoy strongly rejected any implication of the vote and did not offer seriously any talks on the reformation of Spanish constitution. With general elections in sight next year, his strong pose gets the support of possible voters all over Spain who refuse more autonomy for Catalonia. The Spanish socialist party – stuck in the same conflict - tries with giving some mental support to the idea of reformation but refuses to take any parliament initiative to foster the process. Artur Mas, president of the Catalan community, tries to gain some political profit by declaring himself completely responsible for the vote and posing as victim of public prosecution. A posture not really loved by other parties in the coalition for independence. While talks are held whether elections in the autonomous community could be the next step, there is a serious hinder. The regional budget for 2015 should be dismissed till december. And with all the discussion on 9N, no plans are made, no coalitions formed. So question stays: Will there be space to talk about other topics again?

09.11.14

Ein katalanischer 9. November



Nicht in Buenos Aires, sondern in Barcelona darf ich meinen ersten richtigen Caserolaso erleben. Seitdem am Dienstag das Verfassunggericht eine Volksbefragung zur Unabhängigkeit Kataloniens verboten hat, ist es jeden Tag um 22:00 Uhr Zeit, sich lautstark gegen die Bevormundung aus Madrid zur Wehr zu setzen. Zehn Minuten lang werden die Töpfe geschlagen, dass man es hoffentlich bis in die spanische Hauptstadt hört.

Sowieso ist Barcelona ganz in goldrot gekleidet, beeindruckende Massendemonstrationen finden statt, an jedem dritten Balkon hängt die Flagge der Region und fast an jedem Straßenpfahl wird man aufgefordert, am 9. November SI und SI zu stimmen. Ein Ja auf die Frage, ob Katalonien ein eigenes Land sein soll und ein Ja, um die Unabhängigkeit von Spanien zu unterstützen.

Trotz des Verbots: Heute wird gewählt. Zwar dürfen nun keine Beamten mehr den Prozess mit organisieren, aber dafür hat die Region schon früh genug vorgesogt. Jetzt sind es 30.000 Freiwillige, die die Wahllokale aufsperren, die Wahlscheine ausgeben und die Auszählung vornehmen. Und weil die Gegner der Befragung vor allem ihre Rechtmäßigkeit in Frage stellen, kommt es dann auch auf eins an: Wieviele Menschen heute wählen werden. Denn wer zu den Urnen geht, daran gibt es kaum Zweifel, der wird sich für die Unabhängigkeit aussprechen.

Zur Deseskalation haben die gerichtlichen Prozesse nicht beigetragen. Wer vorher noch skeptisch gegenüber dem einseitig ausgerufenen Referendum war, der sieht sich jetzt in seinem Recht auf Meinungsäußerung und Partizipation verletzt und geht erst recht zu den Wahlen. Bitterkeit über 300 Jahre Bevormundung und vor allem die Unterdrückung zu den Zeiten der Franko-Dikatatur, die den Menschen noch gut in Erinnerung ist, brechen sich Bahn.

So kommt es auch zu einer interessanten politischen Zusammenarbeit. Drei linke und gemäßigt linke Parteien paktieren in der Frage der Unabhängigkeit mit den katalanischen Konservativen, der Partei, die grade noch als Mehrheitsbeschaffer für Rajoy und seine Christdemokraten im Föderalstaat zur Verfügung standen.

Wie es überhaupt zum Pakt zwischen rechts und links kommen kann? Die Linken hoffen sich mit der Unabhängigkeit auch von der konservativen Politik aus Madrid zu verabschieden. Das reicht von denen, die nur mehr Geld in die Bildung stecken wollen, bis zu denen, die sich erhoffen, durch einen Austritt aus der EU das Spardikatat der europäischen Empfehlungen nicht mehr mit zu machen. Für die Rechten zählt vor allem, mehr Steuereinnahmen aus dem reichen Katalonien in der Region behalten zu können. Es geht also zwischen den Zeilen also auch immer wieder um die verheerenden Folgen der Finanz- und Schuldenkrise für das Land und die Region. Es ist kein Zufall, dass die Bewegung ausgerechnet jetzt so groß werden konnte. Mit dem Ruf nach Unabhängigkeit ist die Hoffnung auf ein besseres Morgen verbunden.

Aber was für ein Morgen soll das sein? Mit keinem Wort wird darüber diskutiert, welches politische Projekt in einem unabhängigen Katalonien verfolgt werden soll. Unabhängigkeit wofür ist also die große Frage. Und so kommt es dann doch zu heißen Diskussionen zwischen den Kataloniern, die das Referendum für Augenwischerei halten und denen, die ihr politischen Grundrechte gefährdet sehen. An der Uni, in der Bahn, in der Kneipe, überall wurde in den vergangenen Tagen darüber gesprochen und gestritten. Und wenn in Berlin die Ballons steigen, wird man in Barcelona vor allem fragen: Wieviele waren an den Urnen? An den Caserolassos lässt es sich schwer ablesen. Mein Blick auf die Balkone zeigt: es steht 50:50.


03.11.14

Ara és l´hora


Ara és l´hora   


Kaum hat man den Flughafen verlassen, will man schon zehn Seiten schreiben. Wie man hier spricht! (Quin goig! Guai, de puta mare!) Wie man hier das Ticket abstempelt! Wie man hier umsteigt! Was man sich hier aufs Baguette legt! Doch schon nach einem Tag ist nicht mehr alles Sensation und nach einer Woche, was man beobachtet, vielleicht noch eine Seite wert. Nach einem Monat fällt einem kaum noch das Besondere auf und nach einem Jahr hat man vergessen, wie fremd man ist - so sehr hat man den eigenen Alltag zur ganzen Welt gemacht.

Rasch also gilt es, den Blog zu öffnen und direkt zu erklären, warum denn in Deutschland kein Stückchen Keramik einen Eintrag erhielt. Rasch, bevor wieder alles in der Normalität versinkt. Auch und grade weil die letzten Wochen waren, wie sie waren. Ein paar Kacheln des Lebens festzuhalten, warum nicht? 

Still ist es hier, friedlich. Einmal um die Ecke der Metropole gegangen, verlaufen sich die Touristen, rollen keine Autos mehr über die Verkehrsachsen. Kein Laut zu hören, als ich meine Socken auf dem Balkon aufhänge. Zweihundert Fenster sehen mir zu. Morgens sitzen die Nachbarn bei café amb llet und croissant im wärmsten Oktober seit der Wetteraufzeichnung (wie könnte es anders sein) und abends werden die Hunde am Straßengitarristen vorbei um den Block geführt. Natürlich alles vor den rot-goldenen Flaggen Kataloniens, auch darüber wird noch zu berichten sein.

An der Uni, 20 Kilometer vor und 200 Meter über der Stadt, erzählt mir der Bibliothekar von Wiesbaden. Und wie modern er Deutschland findet. Einmal war er da, Ende der 70er, kurz nach dem Tod Francos und ist ganz begeistert zurück gekommen. Von Russland dagegen war er schwer enttäuscht: "Wie waren ja alle Linke damals! Aber was ich da sehen musste, das hat uns nie jemand erzählt. Ich habe einen Diaabend gemacht, wie die Menschen da wirklich leben." Noch einer, der Regime vergleicht; für Inspiration muss ich also nicht weit gehen.