BHV ist ein schwieriges Wort, soviel stand von Beginn an fest. Erwähnte ich es, wurde freundlich gelacht und erklärt, dass sowieso alle Politiker verantwortungslos seien. Danach wechselte man das Thema. Suchte ich in der Zeitung nach einer Erklärung, erfuhr ich zwar regelmäßig, dass die BHV Vorschläge von dem oder der auf keinen Fall zu machen seien. Jedoch nicht, worum es bei BHV eigentlich ging. Ein altes Problem, auch das wurde klar. So alt, dass keiner mehr Lust hatte, dem Neuen zu erklären, worum es ging.
Jetzt aber scheint es gelöst zu sein. “Voila, het is gesplitst!” hieß es vor 2 Wochen im ganzen Land. BHV ist aufgeteilt. BHV - Brüssel, Halle, Vilvoorde – steht für das Randgebiet rundum Brüssel, in das immer mehr frankophone Belgier ziehen. Historisch-politisch gehört es jedoch zum niederländischen Flandern. Über die Frage, wer hier wen wählen darf, wer hier das Recht hat amtliche Briefe in welcher Sprache zu empfangen, in welchen Sprachen hier vor Gericht verhandelt werden soll, streitet das Land seit 2004. Und rührt damit auch an den Kern eigener Macht: Welcher der verhandelnden Politiker stimmt hier einem Machtverlust zu? Tag 459 der Verhandlungen über eine neue Regierung hat eine Lösung gebracht.
Wer wo gewählt wird, das ist jetzt klar. Und damit die wichtigste Hürde genommen. In Flandern darf nur für flämische Listen gestimmt werden. Natürlich, die ganz rechten Flamen sind empört, denn in 6 Gemeinden gilt eine Ausnahme. Die meisten anderen Flamen denken, dass sie sich mit ihren Forderungen durchgesetzt haben.
Historisch ist das belgische Problem übrigens ein Europäisches. Nach der Besetzung des Kontinents durch Napoleon sollte eine größere Pufferzone her, ein Gebiet, das dem großen Nachbarn einen ersten Einhalt bieten konnte. Das Gebiet des heutigen Belgien wurde den Niederlanden zugesprochen. 1830 dann, nach der Revolution der katholischen Belgen gegen die Niederlande wurde es eigenständiger Staat. Seine Funktion als Puffer erfüllte es und zahlte blutig, wenn auch anders als gedacht. Sowohl im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg wurde es zum Schlachtfeld für die gegen Frankreich anrennenden Deutschen. Und so ist ihr Streit letztendlich auch unserer.
BHV ist also weitgehend abgehandelt und auch über die Aufteilung der Steuern wurde ein Kompromiss gefunden. Jetzt nähern sich die Verhandlungen über eine Regierung der resteuropäischen Normalität an und versuchen die Frage zu lösen, wie angesichts der Finanzkrise im föderalen Haushalt 7,2 Milliarden Euro eingespart werden können. 7,2 Milliarden von 155. Eine Kleinigkeit.
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