03.11.14

Ara és l´hora


Ara és l´hora   


Kaum hat man den Flughafen verlassen, will man schon zehn Seiten schreiben. Wie man hier spricht! (Quin goig! Guai, de puta mare!) Wie man hier das Ticket abstempelt! Wie man hier umsteigt! Was man sich hier aufs Baguette legt! Doch schon nach einem Tag ist nicht mehr alles Sensation und nach einer Woche, was man beobachtet, vielleicht noch eine Seite wert. Nach einem Monat fällt einem kaum noch das Besondere auf und nach einem Jahr hat man vergessen, wie fremd man ist - so sehr hat man den eigenen Alltag zur ganzen Welt gemacht.

Rasch also gilt es, den Blog zu öffnen und direkt zu erklären, warum denn in Deutschland kein Stückchen Keramik einen Eintrag erhielt. Rasch, bevor wieder alles in der Normalität versinkt. Auch und grade weil die letzten Wochen waren, wie sie waren. Ein paar Kacheln des Lebens festzuhalten, warum nicht? 

Still ist es hier, friedlich. Einmal um die Ecke der Metropole gegangen, verlaufen sich die Touristen, rollen keine Autos mehr über die Verkehrsachsen. Kein Laut zu hören, als ich meine Socken auf dem Balkon aufhänge. Zweihundert Fenster sehen mir zu. Morgens sitzen die Nachbarn bei café amb llet und croissant im wärmsten Oktober seit der Wetteraufzeichnung (wie könnte es anders sein) und abends werden die Hunde am Straßengitarristen vorbei um den Block geführt. Natürlich alles vor den rot-goldenen Flaggen Kataloniens, auch darüber wird noch zu berichten sein.

An der Uni, 20 Kilometer vor und 200 Meter über der Stadt, erzählt mir der Bibliothekar von Wiesbaden. Und wie modern er Deutschland findet. Einmal war er da, Ende der 70er, kurz nach dem Tod Francos und ist ganz begeistert zurück gekommen. Von Russland dagegen war er schwer enttäuscht: "Wie waren ja alle Linke damals! Aber was ich da sehen musste, das hat uns nie jemand erzählt. Ich habe einen Diaabend gemacht, wie die Menschen da wirklich leben." Noch einer, der Regime vergleicht; für Inspiration muss ich also nicht weit gehen.

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