Es ist 5:10 am Morgen in Argentinien. Vor genau einer Stunde hat der argentinische Kongress die Ehe fuer Homos geöffnet. Nach 14 Stunden konzentrierter Debatte stimmt der Senat mit 33 zu 27 Stimmen für die Gesetzesänderung. Im argentinischen Bürgerlichen Gesetzbuch heissen Ehemann und Ehefrau jetzt schlicht: Partner.
Ich war live dabei. Draussen, vor dem Kongress und gemeinsam mit der lgbt-Gemeinde verfolgen wir die Debatte. Um 3 Uhr nachmittags gehts los, es folgen 14 Stunden bei 5 Grad und Polarwinden, ein Leerstück in Sachen Demokratie. Alte, Junge, Homos, Heteros, traditionelle Familien und solche, die es noch nicht sind. Oberklasse und Unterklasse, alle anwesend. Mit zeitweise bis zu geschätzten 20.000 Menschen hören der Debatte zu oder dem Kulturprogramm, buhen, wenn ein Abgeordneter sagt, dass wir die Mehrheit diskriminieren, lachen, wenn schwuler Mais ins Feld geführt wird, klatschen, wenn ein Senator sich für seinen schwulen Sohn eine gerechtere Zukunft wünscht. Und das alles unter einem Motto, dass es auf den Punkt bringt: Dieselbe Liebe, dieselben Rechte.
Drinnen im Senat wird eine Debatte auf einem Niveau geführt, das sich gewaschen hat. 70 Senatoren reden, argumentieren, von Sokrates bis San Martin, vom Europäischen Menschrechtsgerichtshof bis zu psychologischen Studien wird nichts ausgelassen. Und natürlich immer wieder die Kirche (die einzige, die katholische), weil man sonst auch wenig hat zum Festhalten. Wenig Populismus, viel Respekt, das ist selten in Argentinien und auch in Deutschland. Nur selten dominiert Parteipolitik die inhaltliche Debatte, etwa wenn der Kampf wieder für oder die Kirchners instrumentalisiert wird. Glaubwürdig ist das nicht. Es sind die Präsidentschaftskandidaten und ihre Verbündeten, die so reden. Die grosse Mehrheit draussen weiss, darum geht es nicht. Es geht um uns. Nur ganz am Schluss passiert es dann doch. Die Vorsitzende der zuständigen Senatskomission bäumt sich ein letztes Mal auf und sagt unter Tränen: Was abartig ist, muss abartig bleiben.
Als endlich zur Abstimmung gegangen wird, starrten wir alle wie gebannt auf die Monitore. Als die Anzeigentafel die Mehrheit für die Öffnung der Ehe anzeigt, rassten wir aus. Ein einziger Jubel durchbricht die Nacht, wir liegen uns in den Armen, rennen über den Platz und schreien "Igualdad"! Maria Rachíd, eine der wichtigsten Initiatorinnen des Gesetzes, fehlen die Worte, niemand scheint richtig auf den Sieg vorbereitet zu sein. Hinter ihr ist die Bühne schon halb abgebaut. Und dann findet sie doch den richtigen Ton: "Euch, die ihr Angst habt, dass dieses Gesetz unsere Gesellschaft spalten wird, sagen wir: macht euch keine Sorgen. Nichts Schlimmes wird nach dieser Entscheidung passieren. Im Gegenteil. Sie wird uns helfen, diese Gesellschaft weiter zu vereinen."
Wir versuchen noch einigen Argentiniern den Terminus "eingetragene Lebenspartnerschaft" zu übersetzen. Unmöglich. Bleiben wir lieber beim Motto: diesselbe Liebe, diesselben Rechte. Vamos Argentina - Was für eine Nacht!
Ich war live dabei. Draussen, vor dem Kongress und gemeinsam mit der lgbt-Gemeinde verfolgen wir die Debatte. Um 3 Uhr nachmittags gehts los, es folgen 14 Stunden bei 5 Grad und Polarwinden, ein Leerstück in Sachen Demokratie. Alte, Junge, Homos, Heteros, traditionelle Familien und solche, die es noch nicht sind. Oberklasse und Unterklasse, alle anwesend. Mit zeitweise bis zu geschätzten 20.000 Menschen hören der Debatte zu oder dem Kulturprogramm, buhen, wenn ein Abgeordneter sagt, dass wir die Mehrheit diskriminieren, lachen, wenn schwuler Mais ins Feld geführt wird, klatschen, wenn ein Senator sich für seinen schwulen Sohn eine gerechtere Zukunft wünscht. Und das alles unter einem Motto, dass es auf den Punkt bringt: Dieselbe Liebe, dieselben Rechte.
Drinnen im Senat wird eine Debatte auf einem Niveau geführt, das sich gewaschen hat. 70 Senatoren reden, argumentieren, von Sokrates bis San Martin, vom Europäischen Menschrechtsgerichtshof bis zu psychologischen Studien wird nichts ausgelassen. Und natürlich immer wieder die Kirche (die einzige, die katholische), weil man sonst auch wenig hat zum Festhalten. Wenig Populismus, viel Respekt, das ist selten in Argentinien und auch in Deutschland. Nur selten dominiert Parteipolitik die inhaltliche Debatte, etwa wenn der Kampf wieder für oder die Kirchners instrumentalisiert wird. Glaubwürdig ist das nicht. Es sind die Präsidentschaftskandidaten und ihre Verbündeten, die so reden. Die grosse Mehrheit draussen weiss, darum geht es nicht. Es geht um uns. Nur ganz am Schluss passiert es dann doch. Die Vorsitzende der zuständigen Senatskomission bäumt sich ein letztes Mal auf und sagt unter Tränen: Was abartig ist, muss abartig bleiben.
Als endlich zur Abstimmung gegangen wird, starrten wir alle wie gebannt auf die Monitore. Als die Anzeigentafel die Mehrheit für die Öffnung der Ehe anzeigt, rassten wir aus. Ein einziger Jubel durchbricht die Nacht, wir liegen uns in den Armen, rennen über den Platz und schreien "Igualdad"! Maria Rachíd, eine der wichtigsten Initiatorinnen des Gesetzes, fehlen die Worte, niemand scheint richtig auf den Sieg vorbereitet zu sein. Hinter ihr ist die Bühne schon halb abgebaut. Und dann findet sie doch den richtigen Ton: "Euch, die ihr Angst habt, dass dieses Gesetz unsere Gesellschaft spalten wird, sagen wir: macht euch keine Sorgen. Nichts Schlimmes wird nach dieser Entscheidung passieren. Im Gegenteil. Sie wird uns helfen, diese Gesellschaft weiter zu vereinen."
Wir versuchen noch einigen Argentiniern den Terminus "eingetragene Lebenspartnerschaft" zu übersetzen. Unmöglich. Bleiben wir lieber beim Motto: diesselbe Liebe, diesselben Rechte. Vamos Argentina - Was für eine Nacht!
7 Kommentare:
Ich hab heute Nacht irgendwann aufgegeben, den livestream zu gucken. Und als ich heute morgen vor der Uni noch mal reingeschaut hab, lief immer noch die Debatte. 15 Stunden Senatssitzung - increíble! Aber was lange währt, wird endlich gut: FELICITACIONES ARGENTINA! BIENVENIDA IGUALDAD
Na, ist das ein Abschiedsgeschenk?! Wer hätte das gedacht! Gestern dachte ich noch, es wird nichts draus, als das Thema im Clarin nur noch in Bezug auf den Kirchnerismo dargestellt wurde. Felicitationes! Und du hast bei 5 Grad minus mitgezittert? Danke für deinen tollen Bericht, der einem fast das Gefühl gibt, in dieser historischen Augenblick dabei gewesen zu sein. Ich habe mir gerade auch Bilder angesehen. Wir stoßen heute Abend auf Argentina an!
Ihr koennt gar nicht glauben, wie sehr ich mich über dieses Abschiedsgeschenk freue. Und das nach all den Gesprächen hier mit Schwulen oder solchen, die auf dem Weg sind, es kommt mir vor wie ein heilsamer Schlag auf den Kopf. Es ist definitiv das beste, was mir in den letzten Wochen passieren konnte. Was ist dagegen schon die WM? Deswegen, Kirsten, stosst auf Argentinien an: "Al gran pueblo Argentina, salud!"
claro q si!!!!
Toll u nd Gratulation an alle, die dafür gekämpft haben!
Glueckwunsch !
Bert
Sogar die Welt berichtet:
http://www.welt.de/die-welt/politik/article8489663/Argentinien-fuehrt-die-Homo-Ehe-ein.html
LG Till
Gerührt, gebannt, mutvoll, sprachlos und wieder unglaublich berührt... Danke für die Kraft, die doch Mut macht. Bring was von der Power des Platzes mit lieber Christoph. Wir könnten was gebrauchen. Y
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